Förderpreis 2020/21
Die H. Wilhelm Schaumann Stiftung verleiht im zweijährigen Turnus Förderpreise an junge Wissenschaftler:innen für herausragende Leistungen. Für das Jahr 2020/21 wurde am 31. Mai 2022 im Rahmen der 28. Hülsenberger Gespräche in Hamburg jeweils ein Förderpreis in Höhe von je 10.000 € an Privat-Dozentin Frau Dr. Kathrin Büttner, Giessen und an Frau Junior-Professorin Dr. Amelia Camarinha da Silva, Hohenheim verliehen.
Frau Dr. Büttner hat Agrarbiologie an der Universität Hohenheim studiert und wurde in Kiel 2013 promoviert, nachdem sie im Institut für Tierzucht und Tierhaltung eine Dissertationsschrift zum Thema „Network analysis of animal movements in a pork supply chain – Prediction and prevention of disease transmission“ angefertigt hat. Von 2013 - 2020 vertiefte Frau Dr. Büttner ihre Fachkompetenz im Bereich der Netzwerkanalyse und war als PostDoc am Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität Kiel tätig. 2020 habilitierte sie sich mit der Arbeit zum Thema „Application of network analysis in livestock science – Insights in disease transmission and animal behaviour“. Seit 2020 ist sie Leiterin der Arbeitsgruppe Biomathematik und Datenverarbeitung im Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Giessen.
Mit Frau Dr. Büttner zeichnet die Stiftung eine junge Wissenschaftlerin aus, die einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung und Anwendung der Netzwerkanalyse mit Fokus auf Krankheitsausbreitung vertiefend untersucht hat, um ein besseres Verständnis der Übertragungsprozesse zu erhalten und geeignete Kontrollmaßnahmen zu entwickeln. Neben der Berücksichtigung der zeitlichen Charakteristik eines Seuchenverlaufs und der Ableitung neuer für die Tierseuchenbekämpfung wichtiger Entscheidungskriterien, konnte die Forschung auch die Bedeutung der Wahl der Netzwerkgrenzen quantifizieren. Weiterhin konnte Frau Dr. Büttner die Methodik der Netzwerkanalyse auf Fragestellungen in der Nutztierethologie anwenden. Sie konnte u. a. zeigen, dass für die Analyse des Tierverhaltens die Netzwerkanalyse die Methode der Wahl sein sollte, da sie in der Lage ist, das Verhalten auf all seinen Ebenen – Einzeltier, Untergruppen, gesamtes Gruppengefüge in Verbindung mit den verfügbaren Ressourcen zu untersuchen. Die Netzwerkanalyse ist in der Lage, die vollständige Dominanzstruktur in der Gruppe wiederzugeben. Die Arbeiten tragen wesentlich dazu bei, Übertragungsprozesse jeglicher Art, von der Ausbreitung von Tierseuchen bis hin zur Übertragung verschiedener Verhaltensweisen zwischen Tieren besser zu verstehen und die Bedeutung der indirekten Verbindungen besser herauszuarbeiten.
Frau Junior-Prof. Dr. Camarinha da Silva wurde 1981 in Portugal geboren und hat an der Universität Porto/Portugal studiert und dort 2006 ihr Studium mit dem Diplom in Umwelttechnik abgeschlossen. Im Anschluss warb sie ein DAAD Forschungsstipendium ein, kam damit nach Deutschland und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Heimholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Im Jahr 2011 wurde sie an der Technischen Universität in der Fakultät für Lebenswissenschaften promoviert. Als Gastwissenschaftlerin war sie für zwei weitere Jahre im Heimholtz-Zentrum für Infektionsforschung tätig. 2014 übernahm Frau Camarinha da Silva die Leitung der Nachwuchsgruppe „Mikrobielle Ökologie“, die im Institut für Nutztierwissenschaften der Universität Hohenheim eingerichtet worden war. Im Jahre 2018 wurde sie als Junior-Professorin mit Tenure-Track an die Universität Hohenheim berufen. Sie baute das neu eingerichtete Fachgebiet „Mikrobielle Ökologie bei Nutztieren“ auf, das sie seitdem leitet. Ihre spezielle Expertise in den Methoden und Herangehensweisen der Mikrobiomforschung passte sie mit dem Wechsel nach Hohenheim für den Bereich der Nutztierforschung und des Mikrobioms im Verdauungstrakt an und entwickelte sie weiter, einschließlich der Verfahren in der Bioinformatik. Derzeit stehen Forschungen mit der Tierzüchtung zu den Wechselwirkungen zwischen dem Genom des Tieres und den Mikroorganismen des Verdauungstraktes bei Schwein und Geflügel hinsichtlich Verwertung von Protein und Phosphor im Vordergrund. Erfolgreiche Drittmitteleinwerbung und Publikationen in mehr als 40 Originalarbeiten weisen die beeindruckende Leistung nach, die habilitationsäquivalent ist.
Mit der Verleihung des Förderpreises an Frau Privat-Dozentin Kathrin Büttner und Frau Junior-Professorin Dr. Camarinha da Silva zeichnet die H. Wilhelm Schaumann Stiftung Nachwuchswissenschaftlerinnen aus, die sich bereits frühzeitig durch Bereitschaft zur Mobilität und durch ausgeprägtes persönliches Engagement ein beeindruckendes Profil erarbeitet haben. Kuratorium und Vorstand der H. Wilhelm Schaumann Stiftung gratulieren den beiden Preisträgerinnen sehr herzlich zu dieser Auszeichnung und wünschen persönlich und beruflich Erfolg.